Mit Unterstützung von 215 unabhängigen Testern wurden acht unterschiedliche Malbaum-Produkte auf Wirkstärke und Wirkhäufigkeit untersucht. Die Spitzenplätze in beiden Kategorien belegen AttraTec No 1 Suhlengold sowie AttraTec No 1 Suhlengold Version 2017. Als weiteres überraschendes Ergebnis läßt sich für jedes Testprodukt belegen, dass es in einigen Revieren eine attraktive, lockende, in anderen eine repellente, vergrämende Wirkung entfaltet. Möchte ein Jäger buchenholzteerbasierte Produkte zur Steigerung seines Jagderfolges oder zum Binden seines Wildes an sein Revier einsetzen, dann sollte er die Vorlieben seines Wildes genau kennen.
Welches Produkt ist das beste für den Malbaum?
Harte, konträre Aussagen und Meinungen in Diskussionen zwischen Jägern sind nichts Ungewöhnliches – wie z.B. beim Thema Lockmittel. So hat fast jeder Nimrod schon Sätze gehört wie „An unseren Malbäumen hilft am besten Buchenholzteer“ oder Erwiderungen wie „Bei uns leider nicht, da hauen die Sauen ab, wenn nur der Deckel vom Buchenholzteerkanister geöffnet wird“. Und anstelle von Buchenholzteer kann jedes andere teerhaltige Produkt eingesetzt werden. Auch zu Rotwild haben wir ähnliche Äußerungen vernommen. Aber welches Produkt ist nun das beste für den Malbaum? Können aus solchen Einzelbeobachtungen im eigenen Revier Rückschlüsse auf die besten Malbaumprodukte gezogen werden? Sind solche Aussagen dann wirklich zutreffend? Welches Produkt aus dem Kreis der genannten „Besten“ ist wirklich DER Favorit? Mit einer großen Anzahl unabhängiger Tester und einem standardisierten Versuchsprotokoll sollte dieser Frage nachgegangen werden.
Versuchsplanung und -durchführung
Bevor die Versuchsplanung und – Durchführung erläutert wird, muß zunächst der Begriff Wirkung etwas genauer betrachtet werden, denn es gibt dabei mehrere Aspekte zu beachten: Zum einen muß die Wirkstärke von Produkten quantifiziert werden – d.h. werden eher viele oder nur wenige Stücke angelockt? Zudem spielt auch eine Rolle, ob ein Produkt nur in wenigen oder vielleicht in (fast) allen Fällen eine Wirkung entfaltet. Dieser Aspekt wird durch Bestimmung der Wirkhäufigkeit beleuchtet. Und zuletzt spielt auch die Wirkgeschwindigkeit eine Rolle, also wie schnell Wild nach einer Produktapplikation angezogen wird.
Um die verschiedenen Aspekte der Wirkung untersuchen zu können, mussten die folgenden Randbedingungen möglichst einfach, sinnvoll und standardisiert definiert werden, damit objektiv nachvollziehbare Ergebnisse erzielt werden konnten:
- Produktauswahl
- Selektion geeigneter, unabhängiger Produkt-Tester
- Gleichmäßige geographische Verteilung der Versuchsreviere
- Einfluß von Großprädatoren
- Sonstige Störungen im Revier
- Versuchswiederholungen
- Einheitliche Versuchsdurchführung und Protokollierung
- Einheitliche Auswertung
Für den Test wurden acht verschiedene Produkte ausgewählt (siehe Abb. 1). Neben den sechs Produkten von AttraTec wurden noch zwei marktübliche Produkte in den Test eingeschlossen: Ein Qualitätsbuchenholzteer (Doppelt gesiedeter Buchenholzteer) als Standardprodukt sowie ein Produkt, das laut Herstellerangaben unter allen Bedingungen hervorragend wirksam sein soll.
Anschließend wurden mittels eines Aufrufs über Instagram und Facebook unabhängige Tester, die in keinem Abhängigkeitsverhältnis zu AttraTec stehen, gesucht und ausgewählt. Bei der Registrierung der Tester wurden gleich zu Beginn Informationen, die für die Versuchsdurchführung wichtig waren, mit erfasst, wie z.B. Vorkommen von Wildarten (SW, RW, Großprädatoren etc.) sowie die Lage es Reviers anhand der Postleitzahl.
Aus den Bewerbern wurden 276 Tester so ausgewählt und auf 8 Gruppen aufgeteilt, dass die Randbedingungen sinnvoll erfüllt werden konnten. So wurde eine gleichmäßige geographische Verteilung erreicht (siehe Abb. 2) und zwar für jede Testgruppe. Auch die Tester mit Großprädatoren im Revier wurden gleichmäßig auf die acht Gruppen verteilt. Damit sollte sich eine mögliche, einseitig negative Auswirkung von Großraubwild auf die Versuchsreihen verhindern lassen. Alle sonstigen Störungen im Revier sollten durch eine Versuchsreihe von mehreren Einzeltests pro Produkt und Bildung von Mittelwerten berücksichtigt werden: Pro Produkt wurde eine Serie von 30 Einzeltests oder mehr in unterschiedlichen Revieren eingeplant, so dass selbst im Falle von Ausfällen noch mit einer ausreichenden Zahl an auswertbaren Versuchsergebnissen zu rechnen war.
Da ein direkter Vergeich zwischen zwei (dual choice) oder mehreren Produkten an ein und der selben Stelle zu mehr Unwägbarkeiten führt als ein Versuch mit nur einem Testprodukt (single choice), haben wir uns für single choice Versuche entschieden. Daher erhielt jeder Tester nur ein Testprodukt. Durch Verblindung, also Umfüllen aller Testprodukte in neutrale Flaschen (Ausnahme: Testprodukt 2) wußten die Tester nicht, welches sie erhielten.
Um objektiv verwertbare Ergebnisse zu erhalten, war wichtig, dass jeder Tester in seinem Revier einen Testort aussuchte, auf dem sich kein aktiver Malbaum oder Kirrungen befanden, denn dies würde unweigerlich zu Verfälschungen der Ergebnisse führen. Zudem sollte die Studie unter möglichst „harten Bedingungen“ durchgeführt werden. Deshalb wurden die Versuche im Sommer durchgeführt – denn dann sind erfahrungsgemäß viele Sauen oft im Feld und weniger im Wald, wo sich vermutlich die meisten Malbäume befinden. Schließlich erhielten alle Tester ein einheitliches Protokoll für die Versuchsdurchführung und Datenerfassung: Der durch die Tester ausgewählte Platz/Malbaum sollte zunächst für eine Woche mit einer Wildkamera überwacht werden. Dann sollte das Testprodukt ausgebracht und die Beobachtung mit der Wildkamera für weitere 3 Wochen fortgesetzt werden.
Am Ende des Versuchs sollte die Anzahl der „Ereignisse“ am Malbaum für jede Woche sowie weitere Daten per online-Formular mitgeteilt werden. Ein Ereignis wurde dabei wie folgt definiert: „Ein Ereignis ist jeder Besuch oder Interaktion von Schwarz- oder Rotwild an einem Malbaum, unabhängig von Rotten- bzw. Rudelstärke“. Diese Definition wurde deshalb gewählt, weil über einen Besuch am Malbaum führende Stücke entscheiden – ob z.B. eine Bache 2 oder 10 Frischlinge führt, ist deshalb eher ein Zufallsprodukt und spielt für die Auswertung keine Rolle.
Eine graphische Darstellung des gesamten Studienablaufs sowie der Versuchsdurchführung und Datenerhebung zeigen die Abbildungen 3 und 4.
Versuchsauswertung
Entscheidend für eine objektive Auswertung ist, dass die unterschiedlichen Wilddichten der einzelnen Versuchsreviere berücksichtigt werden. Deshalb meldeten die Tester die Anzahl der Ereignisse ihres Versuchsorts für die komplette Woche vor Versuchsbeginn (Woche 0). Zusätzlich wurde die Anzahl der Ereignisse jeweils für die Wochen 1, 2 und 3 nach der Applikation der Testprodukte gemeldet. Von den 276 Testern erhielten wir 215 verwertbare Rückmeldungen (Rücklaufquote 78%). Die Auswertung der Versuchsergebnisse erfolgte nach Wirkstärke und Wirkhäufigkeit.
Wirkstärke
Die Wirkstärke gibt Auskunft über die Lockwirkung bzw. Attraktivität des jeweiligen Produktes, gemessen an der Anzahl der Ereignisse. Je höher der Wert, desto mehr Wild wurde angezogen und somit mehr Ereignisse gezählt.
Die Wirkstärke wurde nach dem folgenden Prinzip bestimmt:
Um die Ergebnisse aus den Versuchrevieren mit ggf. unterschiedlichen Wilddichten vergleichbar zu machen, wurden für jedes Testrevier aus der beobachteten Anzahl der Ereignisse die Effekte berechnet. Der Effekt für Woche 1 ergab sich aus der Anzahl der Ereignisse in Woche 1 minus der Anzahl der Ereignisse in Woche 0 (siehe Abbildung 5). Der Effekt für Woche 2 ergab sich aus der Anzahl der Ereignisse in Woche 2 minus der Anzahl der Ereignisse in Woche 0. Der Effekt für Woche 3 ergab sich aus der Anzahl der Ereignisse in Woche 3 minus der Anzahl der Ereignisse in Woche 0.
Der Mittelwert der in den einzelnen Wochen berechneten Effekte über alle Testreviere ergibt die mittlere Wirkstärke pro Woche. Die Summe der wochenweisen mittleren Wirkstärken ergibt die mittlere Gesamtwirkstärke.
Abb. 6 zeigt eine Übersicht über die mittlere Wirkstärken der Testprodukte für die einzelnen Wochen, Abb. 7 die mittleren Gesamtwirkstärken der Testprodukte.
Von den acht im Test befindlichen Produkten besitzen AttraTec No 1 Suhlengold sowie AttraTec No 1 Suhlengold Version 2017 die höchsten Wirkstärken – und das konsequent über den ganzen Versuchszeitraum. Mit vergleichbaren Werten folgen AttraTec No 18 EcoTar (Testprodukt 3), AttraTec No 5 BHT Pur (Testprodukt 5) sowie Qualitätsbuchenholzteer (Testprodukt 9). Das Buchenholzteer-Spray AttraTec No 20 BHT besitzt in der 1. Versuchswoche noch eine ausgeprägte Wirkstärke, allerdings schwächt sich diese im weiteren Versuchsverlauf deutlich ab. Dies ist vermutlich der Tatsache geschuldet, dass sich mit dem Spray nur ein sehr dünner Film auf einen Malbaum auftragen läßt und Sprays daher häufig anders genutzt werden als die Standardprodukte.
Wirkhäufigkeit
Mit der Wirkhäufigkeit eines Produktes kann man eine Aussage darüber treffen, mit welcher Häufigkeit ein Produkt einen positiven Effekt, also eine attraktive, anziehende Wirkung in den Versuchsrevieren entfaltete. Bei der Bestimmung der wochenweisen Effekte der Testprodukte konnten jeweils drei Fälle unterschieden werden:
- Mehr Ereignisse am Malbaum als in Woche 0: Positiver Effekt
- Weniger Ereignisse am Malbaum als in Woche 0: Negativer Effekt
- Anzahl der Ereignisse unverändert gegenüber Woche 0: Kein Effekt
Die Anzahl der unterschiedlichen Fälle pro Testprodukt wurden ausgezählt und es wurden die relativen Häufigkeiten berechnet.
In Abbildung 8 sind die Wirkhäufigkeiten der Produkte in der ersten Woche dargestellt, in Abbildung 9 die Wirkhäufigkeiten berechnet für den gesamten Versuchszeitraum von drei Wochen.
Diese Ergebnisse belegen, dass es unter den Testprodukten kein Produkt gibt, das in allen Fällen eine anziehende Wirkung entfaltet. Auch wird deutlich, dass die Produkte eine abstoßende, vergrämende Wirkung haben können. Mit knapp 80% Wirkhäufigkeit haben die beiden Produkte AttraTec No 1 Suhlengold und AttraTec No 1 Suhlengold Version 2017 die besten Resultate erzielt, gefolgt von den Testprodukten 3 (AttraTec No 18 EcoTar), 5 (AttraTc No 5 BHT Pur) und 9 (Qualitäts-Buchenholzteer). Ebenfalls wird deutlich, dass bis auf die Testprodukte 6 (AttraTec No 1 Suhlengold) und 7 (AttraTec No 1 Suhlengold Version 2017) alle anderen Testprodukte neben einer gewünschten Wirkung bereits auch einen deutlichen repellenten Effekt zeigen. Den mit Abstand niedrigsten repellenten Effekt zeigt AttraTec No 1 Suhlengold Version 2017.
Wirkgeschwindigkeit
Da sowohl die mittleren Wirkstärken als auch die Wirkhäufigkeiten der Produkte für jede Versuchswoche (vgl. Abb. 6 und 8) bestimmt wurden, lassen die Werte nach der 1. Woche einen Rückschluss auf die Wirkgeschwindigkeit der Testprodukte zu: Je höher die mittlere Wirkstärke und die Wirkhäufigkeit in der ersten Woche sind, desto höher sollte die Wirkgeschwindigkeit eines Produktes sein. Demnach entfalten AttraTec No 1 Suhlengold und AttraTec No 1 Suhlengold Vesion 2017 die größte Wirkgeschwindigkeit, gefolgt von den Testprodukten 3 (AttraTec No 18 EcoTar) und 5 (AttraTc No 5 BHT Pur).
Zusammenfassung
Zusammenfassend läßt sich sagen, dass zwar alle Produkte Wild anlocken können, allerdings gibt es doch signifikante Unterschiede in Wirkstärke, Wirkhäufigkeit (Abbildung 10) sowie Wirkgeschwindigkeit. In allen Kategorien gibt es zwei eindeutige Gewinner: AttraTec No 1 Suhlengold und AttraTec No 1 Suhlengold Version 2017.
Fazit
Mit den Ergebnissen dieser Studie können die am Anfang zitierten widersprüchlichen Aussagen wie „bei unseren Malbäumen hilft am besten Buchenholzteer“ oder „bei uns leider nicht, da hauen die ab, wenn nur der Deckel vom Buchenholzteerkanister geöffnet wird“ nachvollzogen werden.
Diese Studie verdeutlicht auch, dass Einzelaussagen oder Einzelversuche für verallgemeinernde Schlußfolgerungen wenig geeignet sind, denn vermutlich gibt es (noch?) keine Produkte für den Malbaum mit einer Wirkhäufigkeit von 100%, bzw. keines der Testprodukte entfaltet in allen Revieren eine attraktive Wirkung während des Versuchszeitraumes. Gleichwohl gibt es signifikante Unterschiede in Wirkstärke und Wirkhäufigkeit, wie die Daten z.B. zu AttraTec No 1 Suhlengold und AttraTec No 1 Suhlengold Version 2017 belegen.
Dieses Ergebnis unterstützt unsere bisherige Annahme, wonach Wildtiere individuell ganz unterschiedlich ausgeprägt Vorlieben für Gerüche haben können. Und diese Annahme spiegelt sich seit etlichen Jahren in unserer Forschungs- und Entwicklungsarbeit sowie in unserem Portfolio wider: Sechs buchenholzteerbasierte Produkte mit unterschiedlichen Gerüchen. Übrigens: Menschen mit feinem Geruchssinn können einige der Testprodukte geruchlich eindeutig differenzieren. Was dann wohl Schwarz- und Rotwild an Unterschieden wahrnehmen können?
Für den Jäger, der Produkte für den Malbaum zur Steigerung seines Jagderfolges oder zur Bindung von Schwarz- bzw. Rotwild an sein Revier einsetzen möchte, bedeutet das, dass er genau wissen sollte, welche Produkte sein Wild bevorzugt und welche gar nicht „ankommen“. Und dabei sollte er ausschließlich auf das „für sein Revier beste Produkt“ schauen – eventuell dadurch bedingte Mehrkosten sind überschaubar uns lassen sich durch eine gesteigerte Strecke mehr als ausgleichen (in der Regel reicht eine zusätzlich erlegte Sau mehr als aus, um mögliche Mehrkosten zu decken).
Obwohl diese Versuchsreihen viele Ergebnisse geliefert haben, bleiben noch Fragen offen bzw. kommen neue dazu, wie z.B.: Was führt zur unterschiedlichen Bevorzugung von einzelnen teerhaltigen Produkten? Es ist also noch genügend Raum für weitere Forschung vorhanden.
Glossar/Definitionen
Ereignis: Ein Ereignis ist jeder Besuch oder Interaktion von Schwarz- oder Rotwild an einem Malbaum, unabhängig von Rotten- bzw. Rudelstärke
Effekt: Anzahl der Ereignisse in einer der Wochen 1, 2 oder 3 minus der Anzahl der Ereignisse in Woche 0. Wird berechnet, um die Ergebnisse aus Revieren mit unterschiedlichen Wilddichten vergleichbar zu machen.
Mittlere Wirkstärke eines Produktes: Mittelwert der wochenweise berechneten Effekte über alle Testreviere in denen das betreffende Produkt getestet wurde.
Mittlere Gesamtwirkstärke eines Produktes: Summe der mittleren Wirkstärken eines Produktes für die Wochen 1, 2 und 3.
Wirkhäufigkeit: Relative Häufigkeit (in %) mit der ein Testprodukt einen positiven Effekt, also eine attraktive, anziehende Wirkung in den Versuchsrevieren entfaltete (Pro Produkt: Anzahl Reviere mit positivem Effekt x 100/Gesamtzahl der Testreviere)
Hat Spaß gemacht
Gerne wieder
War intresannt das Gamswild öfters am Mahlbaum vorbeigekommen ist als sonst .Teste gerne wieder mal .
Hat Spaß gemacht und die Auswertung ist mal sehr Interessant. Gerne wieder !
Sehr interessanter Test, der wirklich Spaß gemacht hat. Und super das die Auswertung hier dargestellt wird.
Gerne wieder als Tester dabei.